Der Knappenverein Bochum-Werne war im Frühsommer 2024 im St. Josefshaus und hielten dort einen Vortrag über den Bergbau im Ruhrgebiet. Wie passend, sind doch viele Bewohner und Bewohnerinnen direkt oder indirekt mit der vergangenen Montanindustrie verwurzelt. Entweder waren sie selbst als Bergarbeiter tätig oder entstammen einer Bergmannsfamilie – so wie viele Menschen im Revier. Und: Es war eine der besonders interessanten Veranstaltungen im Haus, die dazu führte, dass wir ins Zechenhaus Herberholz im Muttental eingeladen wurden. Ende August war es dann soweit.
Gemeinsam mit 16 Bewohner:innen und sechs Pflegekräften aus dem Sozialen Dienst machte sich das Josefshaus also auf den Weg zum Ursprung des Bergbaus im Ruhrgebiet. Denn in eben diesem Muttental – so die Sage – fand ein Hirtenjunge beim Schweinehüten glühende Steine in seinem Lagerfeuer und entdeckte damit die erste Kohle entdeckt. Tatsächlich traten die Kohleflöze hier ganz natürlich zu Tage und sorgten später für die ersten Tagebauaktivitäten.
Heute steht an diesem Ort das etwa 1875 erbaute Zechenhaus Herberholz, das einst als Betriebsgebäude für die Zechen Herberholz und Louisenglück diente. Auf dem Vorplatz des Geländes befand sich der 20 Meter tiefe Schacht Constanz, durch den die Bergleute mit einem Haspel die Kohle zutage förderten. Dieser ehemalige (und wieder aufgebaute) Einstieg ist bis heute sichtbar.
Eingerahmt von herrlicher Natur durfte die Gruppe aus dem Josefshaus in diesem traditionsreichen Umfeld Platz nehmen. Es gab Kaffee und frische Waffeln mit Sahne und heißen Kirschen und später auch die Fahrt mit einer Draisine, einem Schienenfahrrad, auf dem zwei Personen Platz finden. Eine Pflegekraft tritt, ein Bewohner oder eine Bewohnerin nehmen Platz und genießen eine kurze Fahrt auf alten Gleisen. Ein echter Spaß.
Wer sich mehr für die Geschichte des Bergbaus interessierte, konnte die liebevolle Ausstellung im Zechenhaus besuchen, die eine beinahe unüberschaubare Auswahl an historischen Werkzeugen und Artefakten wie auch zeitgenössische Erinnerungsstücke zum Bergbau zeigt.
Stellt sich die Frage: Warum macht das St. Josefshaus solche Ausflüge? „Solche Tage haben immer mehrere Ansätze. Zum einen ist es ein Ausflug, der Abwechslung in den Alltag bringt. Zum anderen ist es die Auseinandersetzung mit der Erinnerung jedes Einzelnen. Hinzu kommt eine gehörige Prise Bewegungstraining – nicht nur zum Ausstellungsort, sondern hier und heute auch auf der Draisine,“ erklärt die Leiterin des Sozialen Dienstes Stefanie Schneider.
Nach etwa 3 Stunden endete der Ausflug an der frischen Luft bei strahlendem Sonnenschein. Das malerische Muttental entlässt zufriedene Bewohnerinnen und Bewohner und wird auch im Nachgang für viele Gespräche über das steinige Damals sorgen. Da sind sich alle Akteure einig. So solls sein.